Frühere Vizepräsidentin des OGH Ilse Huber verstorben
Am Samstag, 7.9.2024, verstarb im Alter von 75 Jahren die frühere Vizepräsidentin des OGH Ilse Huber an den Folgen eines Verkehrsunfalls. Ilse Huber war eine Pionierin für Frauen in der Justiz. Als sie sich 1971 während des Gerichtsjahrs für die Richterlaufbahn interessierte, betrug der Frauenanteil in der Justiz lediglich zwischen 1,5% und 2%. Gerade darin sah sie eine Herausforderung. Nach ihrer Ernennung zur Richterin im Jahr 1974 war sie zunächst am Bezirksgericht Stockerau und seit 1977 am Bezirksgericht Neulengbach tätig. Ihr weiterer Berufsweg führte sie zum (damaligen) Kreisgericht (heute: Landesgericht) St. Pölten und sodann ab 1.1.1990 zum OLG Wien. 1993 wurde sie zum OGH ernannt. Dort war sie zunächst als Referentin und ab 2006 als Vorsitzende im vor allem für Versicherungsrecht sowie Rechtssachen nach dem UbG, HeimAufG und HVerG zuständigen Senat 7 tätig, dessen Rechtsprechung sie nachhaltig prägte. Mit 1.4.2012 wurde sie zur Vizepräsidentin ernannt. Ende 2014 trat sie in den Ruhestand.
Im Jänner 2020 wurde sie vom „Ibiza“-Untersuchungsausschuss des Nationalrats einstimmig zur Verfahrensrichterin gewählt. Diese Funktion übte sie bis Juli 2020 aus.
Daneben war Ilse Huber als allseits geschätzte Fachvortragende im Bereich Versicherungsrecht tätig, unter anderem als Lehrbeauftragte an der Donau-Universität Krems. Außerdem war sie Prüfungskommissärin der Richteramtsprüfungskommission, Mitglied der OBDK, Mitglied des Obersten Agrarsenats, Stellvertreterin der Vorsitzenden der Schlichtungskommission gem 13a Abs 2 UG 2002, Disziplinaranwältin vor dem Disziplinarsenat der Österr. Ärztekammer, Vorsitzende des Senats 3 des Österreichischen Presserats bis zum März 2020, Vorsitzende des Ethikkomitees der Wirtschaftskammer Österreich, Vorsitzende der Rechts- und Disziplinarkommission für Versicherungsmakler und Vorsitzende des Ehrenrats der Österr. Ärztekammer. Für ihre vielfältigen Verdienste wurde ihr vom Bundespräsidenten am 29.10.2014 das Große Silberne Ehrenzeichen mit dem Stern verliehen.
Während ihrer Aktivzeit als Vorsitzende des Fachsenats 7 hat sie sich auch um regelmäßige Kontakte zum versicherungsrechtlichen Parallelsenat IV des deutschen Bundesgerichtshofs durch Teilnahme am jährlichen Karlsruher Forum sowie die Auswahl besonders wichtiger OGH-Entscheidungen aus diesem Rechtsgebiet für die renommierte deutsche Fachzeitschrift VersR verdient gemacht.
Ihr plötzlicher und tragischer Tod macht alle sehr betroffen und traurig. Unser tiefes Mitgefühl gilt ihrem Ehemann und ihrer Tochter. Wir werden ihr ein ehrendes Andenken bewahren.
