Restitution von Werken aus der Privatbibliothek von Dr. Heinrich Klang: Symposium beim Obersten Gerichtshof.
Dr. Heinrich Klang (1875–1954) war einer der profiliertesten österreichischen Juristen des 20. Jahrhunderts. Nach dem „Anschluss“ Österreichs an das nationalsozialistische Deutsche Reich wurde er als Richter des Oberlandesgerichts Wien in den vorzeitigen Ruhestand versetzt und später in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Unmittelbar nach Kriegsende meldete er sich von dort „zur aktiven Dienstleistung im Justizdienste“ zurück und war bis 1949 Richter des Obersten Gerichtshofs. Sein Wirken prägte die österreichische Rechtswissenschaft lang über seinen Tod hinaus.
Zur Sicherung seines Lebensunterhalts hatte Klang im Jahr 1938 seine umfangreiche Privatbibliothek verkauft. In einer jahrelangen Recherche, die von der NS-Provenienzforschung der Universitätsbibliothek Wien koordiniert wurde, konnten in Beständen von acht österreichischen und deutschen Bibliotheken 42 Werke identifiziert werden, die aufgrund eines Exlibris-Stempels von Dr. James Klang (1847–1914), dem Vater von Heinrich Klang, eindeutig dieser Privatbibliothek zuzuordnen waren. Sie wurden Ende 2022 an Christa und Mag. Paul Schreilechner als Erben von Heinrich Klang restituiert. In Erinnerung an Klangs richterliche Tätigkeit haben die Erben diese Bücher der Bibliothek des Obersten Gerichtshofs gewidmet.
Aus Anlass der Unterzeichnung des Schenkungsvertrags fand am 3. Oktober 2023 ein kleines Symposium statt, bei dem unter anderem Clemens Jabloner als Vorsitzender des Kunstrückgabebeirats über die Restitution von Bibliotheken und Franz-Stefan Meissel, Vizedekan der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien, über Person und Wirken von Heinrich Klang sprachen. Die NS-Provenienzforschung der Universität Wien hat in Zusammenarbeit mit dem Obersten Gerichtshof eine kleine Ausstellung zu Heinrich Klang konzipiert, die in der Zentralbibliothek im Justizpalast besucht werden kann.